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Aus meinem Büroalltag – Unrat vorbeifließen lassen

In meinem Job bin ich vieles. Vieles gleichzeitig. Vieles nicht gewollt. Vieles, wofür ich nicht bezahlt werde. Das ist mir jeden Tag bewusst. Das ist zu 90% meiner Zeit genau das, was ich an meinem Job so liebe. Jeden Tag etwas anderes, neue Herausforderungen, sowohl fachlich, als vor allem auch persönlich für mich als Mensch. Ich lerne jeden Tag dazu, am meisten über mich. Ich bin IT-ler, Personaler, Kindergärtnerin, Kummerkastentante, Psychologin, Organisationstalent, Multitasking.

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Ich komme oft an meine Grenzen. Dann bin ich froh, dass ich einige wenige Kollegen habe, zu denen ich gehen kann, um mich auszukotzen. Das kommt nicht mehr so oft vor, weil ich gelernt habe, besser mit dem Stress und was einem alles so entgegenschlägt in meinem Beruf, bei der Arbeit mit sehr vielen unterschiedlichen Menschen, umzugehen. Aber auch ich muss meinem Ärger manchmal Luft machen. Jeden Tag erarbeite ich mir das Bild einer teflonbeschichteten Mitarbeiterin in einer Firma, mit der ich weder verheiratet bin oder die meine Welt bedeutet. Es ist nur Arbeit. Ganz ehrlich, manche Kollegen oder sogar sehr viele haben das nicht verstanden. Sie nehmen sich zu viel zu Herzen, kommen krank zur Arbeit, sind völlig überarbeitet. Ich kann mich von sowas nicht zu 100% freisprechen, aber ich habe gelernt, dass es tausend wichtigere Dinge gibt, als Arbeit. Meine Gesundheit, meinen Seelenfrieden.

Die letzten 2 Wochen waren jedoch hart. Die Teflonbeschichtung hat nicht gut gehalten. Ich bin menschlich ziemlich enttäuscht worden. Loyalität und Ehrlichkeit sind für mich zwei Grundeigenschaften. Hier wurde ich jedoch sehr deutlich eines besseren belehrt. Ich bin hart auf den Boden der Tatsachen aufgeschlagen, was die Zusammenarbeit mit Kollegen angeht. Und sah mich gezwungen, zu handeln. Oder auch nicht. Denn bevor ich aufgebracht meinem Ärger Luft gemacht habe, habe ich tief ein und ausgeatmet ( ok, ich musste sehr viel tief ein- und ausatmen, um mich zu beruhigen ), und habe dann beschlossen, es nicht anzusprechen. Das hat man in meinem Umfeld nicht verstanden, zumal man mich als impulsive Person kennt.

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Ich habe aber darüber nachgedacht und mir ist klar geworden, dass sich nichts ändern wird, wenn ich zu den Personen gehe, die meinen Ärger ausgelöst haben. Man kann Personen nicht ändern, sehr wohl aber die eigene Art und Weise, wie man diesen Personen begegnet. Ich habe die Vorfälle in meinem Gedächtnis gespeichert und verhalte mich entsprechend. Das Spiel auf dem Niveau mitspielen, kommt für mich jedoch nicht in Frage.

Heute habe ich mit jemandem darüber gesprochen, der die Personen gut kennt, die mich enttäuscht haben. Und er hat zu mir gesagt: „Das ist ihre Methode, ärgere dich nicht, du bist nicht die erste, der das passiert. Unrat sollte man vorbeischwimmen lassen.“ Da ich die Meinung des Kollegen sehr schätze, war mir sein Rat sehr wichtig. Und er hat mich in dem bestärkt, wie ich eh schon mit der Sache umgehen wollte. Wie gesagt, es ist nur Arbeit, sie sollte nicht dein Leben bestimmen, sie darf dich nicht kaputt machen und vor allem sollte man sie nicht mit nach Hause nehmen. Das ist es,  zumindest meine Arbeit, nicht wert. Vieles klärt sich auch einfach von selbst, auch das ist ein Lernprozess. Und in diesem Sinne bin ich am Ende des Tages froh, dass mich meine Arbeit jeden Tag so fordert. Sie stärkt mich mental. So sollte man das sehen.

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