StockSnap_9R4W5I157P

UNachtsamkeit

Achtsamkeit. Alle sprechen über Achtsamkeit. Wenn man bei Instagram nach dem #achtsamkeit sucht, kommen über 116k Einträge. Es gibt sogar eine Achtsamkeitschallenge. Eine Challenge zur Achtsamkeit? Klingt für mich schon irgendwie wieder so wie die hyggechallenge oder sonstwaschallenge. Brauche ich dafür eine Challenge, um achtsam zu sein? Sicher ist das für viele ein Anreiz, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Ich habe mich aber eher gefragt, was bedeutet das Gegenteil von achtsam und wieso fahren gerade alle auf Achtsamkeit ab?

Das Gegenteil von Achtsamkeit ist klar und auch durch unsere Sprache sehr eindeutig: UNachtsamkeit. Soweit einfach zu trennen. Durch die ganze Erscheinung der Achtsamkeit in den sozialen Netzwerken frage ich mich, wann und warum bin ich denn eigentlich unachtsam, was tut das mit mir und wenn es nicht gut ist, wie kann ich das ändern?

Ich hielt mich immer für einen sehr achtsamen und aufmerksamen Menschen. Vor allem bei den Personen, die mir nahestehen. Dann geschehen aber Dinge in deinem Leben, die dieses Bild von dir selbst sehr stark ins Wanken bringen. Warum habe ich dies und jenes nicht bemerkt, wie konnte das an mir vorbeigehen? Man fängt an, sich zu hinterfragen. Dazu gehören auch Situationen, da denkst du dir, warum um alles in der Welt habe ich diesem Menschen oder dieser Sache in meinem Leben so viel Aufmerksamkeit geschenkt? Verschwendete Zeit, verschwendete Aufmerksamkeit, verschwendete Energie. Und mir wird klar, ich bin unachtsam mit diesen drei Dingen umgegangen und das Ergebnis davon ist meistens: es geht mir schlecht. Ich war unachtsam mit mir selbst, emotional gesehen und habe auch Menschen in mein Leben gelassen, die wiederum unachtsam mit mir umgegangen sind. Erkenntnisse wie diese bedürfen manchmal längere Zeit und eventuell auch den ein oder anderen Versuch, ob die Unachtsamkeit noch da ist nach einer Weile, aber meistens ist es schwer, mich nach einer Enttäuschung noch vom Gegenteil zu überzeugen.

Wenn man dann auch noch anfängt, unter der Unachtsamkeit körperlich zu leiden, dann kommt man wirklich ins Grübeln. Wer dankt einem eigentlich am Ende des Tages, wenn man sich krumm buckelt und immer wieder da ist und seine Energie gibt? Meine eigene Unachtsamkeit mit mir selbst wurde mir erst kürzlich wieder vor Augen geführt, aus besonderem Anlass. Da muss man erkennen, so nicht, da sagt dann auch der Körper, so nicht. Ich möchte nicht mehr unachtsam mit mir und meinen Liebsten sein. Ich möchte die wertvolle Zeit, die uns geschenkt wird, genießen. Ich habe Leute kennengelernt, deren einziges Ziel im Leben ist die Rente, denn dann geht doch das Leben erst richtig los? Bitte was?! Ich möchte Liebe verbreiten, meinem Mann eine achtsame Frau sein ( und nein, das soll nicht klischeehaft klingen, sondern so, wie es dort steht, denn er hat es verdient ). Ich möchte achtsam mit meinem Körper und meiner Seele umgehen. Ich möchte vor dem Essen innehalten und dankbar sein, für die Zeit mit meinem Mann und in welchem persönlichen Luxus wir leben dürfen. Mir gutes tun, genießen, abschalten können ohne jedwede negative Hintergedanken. Frei im Kopf sein und die Unachtsamkeit hinter mir lassen. Selbstbestimmt durch unser Leben gehen und ganz allein für mich entscheiden, was mir gut tut und was nicht. So denke ich am Ende, das Ding mit der Achtsamkeit ist eine richtig gute Sache und meine persönliche Challenge jeden Tag!